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Ikonentafeln - grosse Tafeln

Die Holztafel ist in der Regel der Bestandteil einer tragbaren Ikone, worauf sie gemalt wurde. Andere Malgründe wären zum Beispiel:

  • Gemäuer wie Wände und Decken,
  • Keramik, Dachschindeln oder andere töpferne Gegenstände
  • Filze, Stoffe, Leinwände
  • Mosaike

Abgesehen von der Holzgewinnung und dem Zeitpunkt des Holzschnittes (Mondphasen, Jahreszeit) ist es wichtig zu beachten, unter welchen klimatischen Bedingungen das Holz anschließend gelagert wurde (draussen oder drinnen) und wie lange es trocknete, bevor es in den Handel kam, um vom Tischler als rohes Brett gekauft zu werden.

Tischler
Tischler zeigt die Ausfräsungen für den Einschub der rückseitigen Querstreben
Bei der Weiterverarbeitung der Holztafel kommt es besonders auf das Wissen und die Sorgfalt des Tischlers an. Eine Tafel besteht zumeist aus mehreren, parallel aneinander geleimten Holzleisten, um die Spannung des Holzes zu reduzieren. In der Regel gibt es bei kleineren Tafeln bis ca. 20x30 cm Größe keine Probleme, wenn bei der Verleimung auf die Wuchsrichtung der Jahresringe geachtet wurde. Große Tafeln können sich manchmal leicht verwerfen, sodass die eine Seite sich wölbt und die andere Brettseite sich biegt und das macht die Ikone meines Erachtens nur persönlicher. In solchem Fall reflektiert der vergoldete Hintergrund ja besonders ausdrucksvoll und haucht der Ikone ihren ganz persönlichen Glanz ein.

Besonders große Tafeln

Bei größeren Ikonen (Tafeln über 30 cm Seitenlänge) kann zu Zwecken der Stabilität und um eine Verwerfung der Fläche zu unterdrücken mit rückseitigen Querverstrebungen gearbeitet werden. Doch auch hier “arbeitet” das Holz. Die Querverstrebungen halten diese Kräfte innerhalb des Holzes jedoch unter Kontrolle.
Je größer die Tafel ist, um so größer ist aber die Möglichkeit, dass sich trotzdem feine Haarrisse bilden können. Wie kann es dazu kommen?
Zum einen unterliegt die Tafel verschiedenen Witterungsbedingungen, die sich zudem auch noch schnell verändern können (beispielsweise wird die Heizung aufgedreht). Alte antike Ikonen hingen ursprünglich in unbeheizten Kirchen und Klöstern. Auf diese Weise hatten sie die nötige Zeit, sich von Wärme und Trockenheit im Sommer, auf winterliche Kälte und Feuchtigkeit umzustellen. Trotzdem gibt es kaum eine großformatige antike Ikone, die keine Risse aufweist.
Heute verändert sich das die Ikone umgebene Klima durch die moderne Beheizung der Räume noch viel schneller und dramatischer. Das kann bei besonders großen Ikonen zu so hohen Spannungen innerhalb der Holztafel führen, dass es zu feinen Rissbildungen kommen kann.

Altarwand
Beispiel für in eine Altarwand eingebaute Ikonen
Sicher vermeiden lassen sich feine Haarrisse, Risse und Verwerfungen auf großen Ikonen (Tafeln über 60 cm Seitenlänge) nur durch die Verwendung von technischen Holzplatten wie Furnierpatten oder Stäbchenplatten. Ich nenne diese Tafeln “technisches Holz”, weil sie neben dem Bestandteil Holz auch unter der Verwendung von sehr viel Leim hergestellt werden, dessen Haltbarkeit sich in Ermangelung von Erfahrungswerten, die auf Zeit basieren, noch nicht erwiesen hat. Bei einer frei hängenden Ikone würde ich immer zu Vollholztafeln raten, trotz Rissgefahr. Sie sind lebendiger und authentischer als das technische Holz. Soll eine großformatige Ikone allerdings in eine Altarwand eingebaut werden, kann man die Verwendung von Holzplatten überlegen, da sich hier die Tafel  möglichst fugenlos in den ir zugedachten Rahmen einpassen soll.

Einige Techniken der russischen Ikonenmalerei benötigen besonders flache, plane Tafeln ohne Verwerfungen, da sie unter Verwendung von sehr fließendem Malmitteln auf ebenen Tischen gemalt wurden anstelle der Verwendung einer Staffelei. Daher findet man besonders unter den russischen Ikonen häufig rückseitige Querverstrebungen an.

Für einen Ikonenmaler gibt es also einige Faktoren, welche auf die Holztafel Einfluss nehmen, die er aber aus oben genannten Gründen nicht immer vollständig kontrollieren kann. Natürlich tue ich alles Erdenkliche und in meiner Macht stehende, um Verwerfungen und feine Haarrisse zu vermeiden, doch ausschließen kann ich dies bei besonders großen, auf Vollholz gemalten Ikonen, ehrlich gesagt, nicht. Diese Erscheinungen gehören wohl ebenso zu einer Ikone wie ihr goldener Hintergrund, die Heiligenscheine und die für eine Ikone so unerlässliche Beschriftung und sind daher, solange die Malerei nicht darunter leidet, nicht als Qualitätsverlust zu bewerten.

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