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Heiligenbildmalerei

keine Heiligenbildmalerei, sondern byzantinische IkoneHeiligenbild Malerei und byzantinische Ikonenmalerei sind zwei völlig unterschiedliche Ausdrücke. Machen Sie einen Versuch: geben Sie eines der Wortpaare bei Google-Bildersuche ein, und Sie werden sofort einen gravierenden Unterschied feststellen.
Geschichtlich betrachtet ist die Heiligenbild Malerei eine späte westliche Auslegung und kirchliche Interpretation ihrer Vorläuferin, der byzantinischen Ikonenmalerei, die ihren Ursprung im östlichen byzantinischen Reich hat, welches orthodox geprägt war. Christus wurde in Bethlehem geboren, am östlichen Ende des Mittelmeeres, mitten im byzantinischem Reich, und so ist es auch kein Wunder, dass die ersten religiösen Darstellungen aus dieser Region stammen.

Während sich die Heiligenbildmalerei mit Interpretationen von biblischen Geschichten auseinandersetzt, stellt die byzantinische Ikonenmalerei dieselben Geschichten mittels einer reichhaltigen Palette von Symbolen dar. Auf diese Weise überläßt sie es dem Betrachter oder der Betrachterin, sich selbst in die Ikone einzusehen, sich ihr zu öffen und in sich aufzunehmen, um in dieser Stille meditativ die Botschaft empfangen zu können. Eine Botschaft, die sich jedem Betrachterin persönlich und individuell offenbart und durchaus variieren kann.

In der westlichen Heiligenbildmalerei hingegen erhalten die Personen und Heilige deutlich sichtbare Regungen, sie sind besonders milde oder gütig, grausam oder wild, sanft und kindlich. Damit nimmt die Malerei eine Bewertung vor, der wir entweder folgen können, oder, wie es oft erlebt wird, vor der wir uns abrupt abwenden, weil es uns märchenhaft, niedlich, aber nicht wirklich ernst zu nehmen erscheint. Eine traurige Entwicklung, denn auf diese Weise wurde die innere Schönheit wiederspiegelnde Ikonenmalerei zu reiner Dekoration  und Heiligenbildmalerei degradiert. Nur ganz fromme Menschen, jene, welche in ihrem Kulturkreis an diese Heiligenbilder gewöhnt wurden, können sich daran wirklich erfreuen.

Ein weiteres gutes Beispiel zur Unterscheidung von Heiligenbild Malerei und byzantinischen Ikonen bieten die Engel. Während sie in der Heiligenbildmalerei  oft zu niedlichen, pausbäckigen Putten degradiert sind, erscheinen sie in der ursprünglichen byzantinischen Ikonenmalerei immer in ihrer kraftvollen Wesenheit und in ihrer Funktion als die Botschafter Gottes. Die Engel sind hier niemals schmückendes Beiwerk, sondern stets ein tragendes Element der byzantinischen Darstellung heiliger Szenen. Byzantinisch dargestellte Engel sind ernst zu nehmende Wesenheiten und dabei niemals nackt! Wie konnte der westlichen Kirche dies bloß zusagen, möchte man ausrufen.

Und da ich gerade über die Nacktheit schreibe, die ich nicht verurteile, bitte verstehen Sie mich nicht falsch, jedoch in der Ikonenmalerei kommt mir diese Mode etwas seltsam vor. Wir alle kennen sicher die Bilder von der Geburt Christi. Ein kleines Kind liegt unbekleidet in der Krippe oder wird von seiner Gottesmutter niedlich, rundlich und völlig nackt auf dem Arm gehalten. Kein Vergleich zu seinem Urbild! Die byzantinische Ikonenmalerei zeigte Den Herrn niemals nackt. Sicher, Christus trat in sein Mensch-Sein ein wie jedes andere Baby auch, aber glauben Sie wirklich, dass man damals seine Neugeborenen nackt zur Schau stellte?

Liebe Leser und Leserinnen, ich lebte viele Jahre auf Kreta, inmitten der bis heute weiter gelebten byzantinischen Ikonenmalerei und erlebte viele Touristen und Besucher, die während ihres Urlaubes von der byzantinischen Malerei spontan ergriffen werden, obwohl sie eigentlich “mit der Kirche nichts am Hut” hatten oder haben wollen. Sie wurden durch diese ursprüngliche Art der Ikonenmalerei spontan angesprochen! Sie wurden dabei nicht gezwungen, einer Interpretation des Dargestellten zu folgen (oder sich gegen dieselbe abwenden zu müssen), weil es keine gibt. Nein, sie waren und blieben in ihrer Betrachtung frei und fühlten dies auch so.
Im Gegensatz zur Heiligenbild Malerei lädt die byzantinische Ikonenmalerei zu einer ungebundenen Betrachtung ein. Unser Verstand denkt sich dabei ins Leere und unsere Seele fühlt sich angesprochen, diese “Leere” zu füllen. Unser Herz öffnet sich und erfreut, erfrischt und belebt uns auf diese Weise. Ich schreibe dies so deutlich, weil ich es so deutlich spüre, denn mir völlig fremde Menschen zeigen ihre Regungen beim Betrachten der alten, byzantinischen Ikonen, von denen ich Duplikate anfertige und neben dieser Website auch in meinem Atelier in Hamburg ausstelle und zum Verkauf anbiete.

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