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Die Symbolik der Ikonen
Ikonen werden gemalt und geschrieben und verfügen daher auch über eine eigene Sprache. Sprachen dienen dazu, Inhalte zu vermitteln, die wir mit unseren intellektuellen Fähigkeiten erfassen und deuten können. Die Sprache der Ikonen können wir jedoch auch mit unserem Herzen entschlüsseln. Dabei entdecken wir einen Teil der Mystik, die von einer Ikone ausgeht. Mystik (oder Esoterik) verweist dabei auf ein Wissen, das sich nicht mehr ausschließlich verbal vermitteln lässt, sondern erst im Herzen eines jeden Einzelnen zum erblühen kommt, wenn diese Symbole in ihm auf fruchtbarem, im Sinne von aufgeschlossenem Geist treffen. Hier einige Symbole gelistet. . .
Das, was dann IST, ist ein unaussprechliches Vernehmen - mit Worten lässt es sich nur mangelhaft beschreiben, doch ist es deutlich wahrnehmbar. In mir hat die Betrachtung von Ikonen, die Stille und Ruhe, die sich dabei in mir einstellt, die tröstende Gewissheit erzeugt, dass ich mit Allem in Verbindung stehe. Diese Verbundenheit trägt mich durch schwierige Zeiten genauso, wie es mich die schönen Momente im Leben viel intensiver und vielschichtiger erleben lässt. Immer da ist seither ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit meines Da-Sein-Dürfens gleich einem tiefen, satten Ton, der mein Leben durchwirkt, mich trägt, stützt und begleitet.
Doch wie sprechen sie denn nun, die Ikonen?
Gott ist in allem. Wenn wir genau hinspüren, dann können wir das beim Anschauen einer Ikonen wahrnehmen.
Betrachten wir zunächst nur die Tafel, welche die Ikonenmalerei trägt. Sie ist aus Holz gefertigt, ein natürlicher Rohstoff und Symbol für die Pflanzenwelt. Ein Baum braucht lange Zeit um zu wachsen, schrittweise legen sich die Jahresringe aneinander und bezeugen seine Ausdauer. Ein Baum strebt immer zum Licht und wächst daher so gradlinig wie möglich. Nur gerade gewachsenes Holz verwirft sich nicht, nachdem der Baum gefällt wurde. Und nur gerade gewachsenes Holz gibt die Grundlage für die Tafel der Ikone. Lassen wir das in unseren Herzen einmal aufgehen! Der Untergrund der eigentlichen Ikonenmalerei besteht aus einer Kreidegrundierung. Dieser mineralische Stoff präsentiert die Welt der Mineralien. Ebenso sind ein Teil der Farbpigmente mineralischem Ursprungs. Keine zwei Ockerfarben gleichen sich, so sie nicht aus der selben Partie (gemeint ist der Herkunftsort) stammen. Damit der Kreidegrund gut der Tafel haften kann, wird auf die Tafel zuvor ein Stück gewebtes Leinen aufgeleimt. Dazu wird noch heute ein Leim benutzt, der aus Kanninchenhaut oder Fischmehl hergestellt wird. Diese natürlichen Rohstoffe symbolisieren die Tierwelt und lassen auch diese Anteil an der Erschaffung einer Ikone nehmen. Das Gleiche gilt für das Bindemittel der Farbpigmente, welche mit Eigelb angerührt und verarbeitet werden. Das Ei steht für das Leben und seine Erneuerung.
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Der Hintergrund byzantinischer Ikonen ist sehr oft aus Gold gefertigt. Gold steht für das Licht Gottes, die Transzendenz. Gold ist ein sehr seltenes Metall und gilt als das Edelste. Es symbolisiert die Welt der Metalle, die uns ebenfalls auf unserem Weg in die Nähe Gottes zur Seite stehen. Darüber hinaus wurden Pflanzenstoffe und Steine nicht nur in alten Kulturen als Heilkräfte benutzt. Auch in den derzeitigen alternativen Heilberufen finden die speziellen Schwingungen von Kristallen und Metallen ihre Anwendung. Ikonen werden mit zu feinem Pigment zerriebenen Mineralien (oder Pflanzenfasern) gemalt. Es ließe sich darum sogar vermuten, dass sehr empfängliche, sensible Menschen eine von Ikonen ausgehende Heilkraft spüren können. Und es gibt einige Überlieferungen von “Wunder-Ikonen”, wo runter anderem auch von Heilungen berichtet wurde. Heilung, Heil werden, Ganz werden - Heilung zeigt sich nicht immer so, wie ich es mir gerade wünsche, sondern so, wie es mir auf meinem Weg zu Gott am zuträglichsten ist.
Die uns umgebende Natur - Mineralien, Pflanzen und Tiere - haben ihren Anteil an Ikonen und stehen uns mit ihrer Kraft zur Seite, damit wir weiter in die Tiefe unserer Herzen gelangen können um das Wort Gottes, seine Weisheit und Liebe lernen zu vernehmen. Ist das nicht eine schöne Einladung, Anteil an dem alles durchwirkenden Heiligen Geist nehmen zu dürfen?
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So erging es jedenfalls mir, und langsam öffnete ich mich den religiösen Inhalten, von denen uns die Ikonenmalerei erzählen möchte. Ganz besonders gefallen mir dabei die Abbildungen der Heiligen und Asketen, Märtyrer und Evangelisten. Sie alle stehen für einen aufrichtigen Geist, der Ideale hatte und diese nicht verleugnete! Gradlinig im Geiste bewegten sich unsere christlichen Vorfahren auf ihrem Lebensweg, der oft ein schwieriger war, weil sie damals verfolgt wurden, als das Christentum noch nicht so selbstverständlich und angesehen wurde wie heute. Diese Heiligen und Märtyrer hatten Gott in ihrem Herzen vernommen und trotzten, durch Ihn gestärkt, allen Versuchungen, Druck und Repressalien, die von ihnen verlangten, sich der damals vorherrschenden Meinung, Gesinnung und den Machtverhältnissen anzupassen. Dafür verdienen sie unseren Respekt und Bewunderung und darum male ich sie so gern. Daher spüre ich, dass Ikonen mit den darauf abgebildeten Personen ob ihrer edlen Eigenschaften, die doch in einem jeden von uns vorhanden sind, auch heute noch eine große Ausstrahlung besitzen. Leider “opfern” heute immer mehr Männer und Frauen ihre Ideale den vermeintlich sie dazu zwingenden Umständen (wie keine Zeit haben, keine Möglichkeit oder über nicht genügend Geld zu verfügen) und passen sich der “Norm” an ohne zu hinterfragen, von wem diese aufgestellt wurden. Ikonen können helfen, die eigenen Ideale wieder zu entdecken und zu ihnen zurückzufinden. Die christliche Botschaft der Aufrichtigkeit wird durch Ikonen anschaulich vermittelt.
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