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Ikone der Freundschaft - Menas und sein starker Freund

Jesus und MenasDer Heilige Menas lebte Ende des 3. Jhd. als ägyptischer Soldat. Als er von Christus und seiner Lehre erfuhr, wurde er Christ und lebte fortan als Einsiedler. Der römische Kaiser Diokletian (284 bis 305) erfuhr von dem öffentlichen Gesinnungswechsel des Menas und versuchte daraufhin, diesen mit Folter zu zwingen, vom christlichen Glauben abzulassen. Doch Menas blieb unbeirrbar im Glauben und wurde schließlich 296 hingerichtet.
Diese Ikone zeigt die tiefe Verbundenheit des Menas zu Jesus Christus. Christus legt seinen Arm auf Menas Schulter und gibt diesem die Kraft zum Widerstand gegen die Macht Diokletians. Aufgrund seines festen Glaubens wurde Menas später Heilig gesprochen und ihm diese koptische Ikone gemalt.

Das Original dieser Ikone stammt aus dem koptischen Apollon Kloster Bawit, nahe Antinoe aus dem 6. Jhd. und hängt heute im Louvre Museum. Sie ist vollkommen quadratisch und misst 57x57 cm. Typisch für koptische Ikonen ist die Überbetonung der Köpfe auf den proportional kleinen Körpern, große Kulleraugen und die leichte Einbuchtung des Kopfes an den Schläfen.
Meine Abschrift, die Sie hier oben sehen, misst gerade mal 15x15 cm.

Dargestellt ist der Heilige Abt Menas (links) mit der Aufschrift: ΑΠΑ ΜΗΝΑ ΠΡΟΕΙCΤΟC, übersetzt: Vater Menas, der Wächter. Diese Aufschrift taucht ungewöhnlicher Weise zweimal auf; einmal im lachsroten Himmel und ein zweites Mal auf dem grünen Boden. Es wird vermutet, dass damit die Anwesenheit Menas im Himmel sowie auch auf Erden betont wurde. Menas hält in seiner linken Hand eine Papyrusrolle, die im allgemeinen auf das alte Testament hinweist. Mit seiner rechten Hand deutet er auf Jesus Christus, die Kraftquelle seiner Festigkeit im Glauben.

Jesus Christus ist durch das Kreuz im Heiligenschein erkennbar. Er wird am rechten Rand der Ikone als ΨΩΤΗΡ (Sotir) betitelt: der Retter. Freundschaftlich legt er seinen rechten Arm auf die Schulter von Menas. Diese Geste spendet jenem Kraft und drückt die Nähe der beiden untereinander aus. Zwischen ihnen ist ein Monogramm zu entdecken: P+. Es ist das PX gemeint, zu griechisch Chi Rho, also der erste und letzte griechische Buchstabe von Christos. Christus hält ein Buch in seiner linken Armbeuge, welches (im Gegensatz zur Papyrusrolle) auf das Neue Testament hinweist.

Die Geste der auf die Schulter gelegten Hand könnte, so vermuten einige Betrachter der Ikone, von ägyptischen Anubis Darstellungen abstammen, da Anubis in seiner Funktion als Begleiter der Toten seine rechte Hand auf die Schulter der Verstorbenen legt.

Die Ikone des Heiligen Menas mit Christus wurde durch das Männerkloster von Taize im Rahmen der ökumenischen Jugendtreffen als "Ikone der Freundschaft" bekannt und geliebt und erhielt auf diese Weise eine neue, zeitgemäße Interpretation der Darstellung. Dies ist meiner Meinung nach ein gutes Beispiel für einen schönen Umgang in der Gegenwart mit alten Ikonen. Sicher wird damit nicht die alte Bedeutung der Ikone verdrängt, sondern man legte ihr eine neue Bedeutung hinzu.

 

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