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IKONENBETRACHTUNGEN
1. Weihnachtsikone
Mit der Christi Geburt fangen im allgemeinen die Christus Darstellungen an.
Weihnachten - die heilige Zeit und Zeit der Besinnung.

Unser aller Leben bekam einen neuen Sinn: der Erlösungsweg wurde durch die Geburt Christi für uns geöffnet. In Bethlehem, in einer kleinen Höhle soll es geschehen sein, und dort, angezeigt durch einen Stern, der weithin leuchtete und den heiligen drei Königen den Weg aufzeigte, liegt seither auch der Grundstein unserer Zeitrechnung und mit Weihnachten verbunden. Griechische Ikonen mit der Darstellung der Christi Geburt, im Griechischen die Gennesis genannt (Η Γεννεσης), sind für mich eine der schönsten, lebendigsten Ikonen überhaupt. Ein massiger Berg, der eine dunkle Höhle umschließt, darin ein steinerner Trog mit den klitzekleinen Jesuskind.

wesentliche Elemente auf der Christi Geburtsikone Ochs und Esel wärmen es mit ihrem Atem. Seine Mutter, die Gottesmutter liegt auf einem roten Lager davor. Die drei Könige, Verzeihung - im orthodoxen sind es die drei Weisen -  reiten von ferne herbei und zeigen sich gegenseitig den Himmelsstrahl, der von dem Stern ausgeht und ihnen den Weg weisen wird. Eine Engelschar betet den heiligen Ort an; ein anderer Engel verkündet einem Schäfer das freudige Ereignis. Nur der heilige Joseph sitzt in sich gekehrt und sinnierend auf einem Fels ein Stückchen weiter entfernt; er kann die unversehrte Geburt nicht so recht begreifen. Eine vorbeikommende Gestalt in einem Fellmantel gehüllt, scheint seine Zweifel nähren zu wollen. Manche deuten diese als den Teufel, der die Zweifel Josephs nähren will, andere sehen in der Figur den Propheten Jesaja (Mt 1,20-23), der da gesagt hat: "Siehe, die Jungfrau wird schwanger und gebiert einen Sohn, und man wird Ihn Emmanuel (Gott mit uns) nennen."  (Jes 7,14) und damit Joseph in seinem gemeinsamen Weg mit Maria bestärkt hat.

Im Hintergrund spielt ein Hirtenjunge auf einer Flöte, während seine Schafe - ein schwarzes ist auch dabei - friedlich grasen oder am Fluss ihren Durst löschen. Gräser und ein Baum runden diese Geburtsszene ab. Das sind die wesentlichen Elemente auf diesen byzantinischen und griechischen Festtagsikonen.

Auf vielen byzantinischen Christi-Geburt Ikonen wird auch die Badeszene Christi kurz nach der Geburt aufgezeigt. Eine Hebamme (Salome) mit ihrer Helferin baden das unbekleidete Jesuskind in einem großen Kelch, der an das spätere Taufbecken erinnern soll. Diese Reinigung sollte belegen, dass der Sohn Gottes wirkliche irdische Existenz, mit allen Konsequenzen, angenommen hatte. Salome diente vermutlich als Zeugin der Jungfrauenschaft Mariens auch nach der Geburt.
Heutzutage jedoch wird dieses darstellende Element von der orthodoxen Kirche oft weggelassen, denn ein Christus ist heilig und unbefleckt geboren und daher auch keiner Reinigung nach der Geburt bedürftig. Gerade male ich ein großes Weihnachts-Wandbild, wo diese Waschung auf Bitten des Popen ebenfalls weggelassen wurde. So leben die alten Ikonen lebendig bis in unsere heutige Zeit hinein. Die griechischen Ikonen orientieren sich immer noch stark an ihren die ausgearbeitete Ikone im byzantinischem Stilbyzantinischen Vorbildern, stellen jedoch auch in Frage und variieren so ein ganz klein wenig an den Details im Laufe der Zeit.

Katholische Weihnachts-Ikonen weichen von den originalen byzantinischen Christi-Geburts-Ikonen in vielen Einzelheiten ab. Bemerkbar machte sich dies bereits in der Spätbyzantinischen Zeit, wo z.B. venezianische Auftraggeber ihre Vorstellungen in die Komposition mit einbrachten. So findet man auf diesen Ikonen die Gottesmutter nicht auf einem Lager ruhend, sondern sie kniet vor dem Kinde und hält ihre Hände in betender Stellung: entweder gekreuzt vor der Brust oder die Handflächen aneinander gelegt. Das Christuskind liegt nicht in einem steinernen Trog, sondern in einer hölzernen Krippe, die sich (anstelle der Höhle) in einem doch schon recht zivilisiertem Stall befindet. Mischformen sind in diesen Weihnachtsikonen dabei auch möglich: So kann die betende Maria vor einer Höhle sitzen usw.
Gerade diese feinen Beobachtungen können das Betrachten von Ikonen so spannend machen,  denn immer steht der Mensch dahinter, seine Vorstellung vom Dargestellten, gefärbt von seinem Land und seiner Zeit, in der er hinein geboren wurde.

Frohe Weihnachten für einen jeden, zu jeder Zeit und an jedem Ort!

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