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Die Sinstorfer Kirche

Sinstorfer Kirche
Nur 3 Minuten Fußweg vom Ikonen-Atelier entfernt kann man die älteste Kirche von Hamburg, die Sinstorfer Kirche besuchen. Die Kirche liegt entlang des Jakobsweges, der weiter in die Hamburger Innenstadt führt.

Link zur Innenansicht der 1000jährigen Kirche in Sinstorf

Lesen Sie hier einen historischen Bericht über die Kirche in Sinstorf:
Die Gemeinde Sinstorf ist bald nach dem Beginn der Reformation lutherisch geworden. Der erste lutherische Pfarrherr war Cyrios Simons / der bis 1565 in Sinstorf Pastor war und später als Superintendent und Dr. der Theologie in Hamburg gestorben ist. Zu seiner Zeit wurde in der Sinstorfer Kirche noch plattdeutsch gepredigt.

In der Zeit der Befreiungskriege / als die Russen und die Franzosen durch die Gegend kamen / wurde die Kirche von den Russen als Pferdestall benutzt. Die Einwohner der Pfarre waren in die umliegenden Wälder geflüchtet. - Den letzten Krieg 1939-45 hat die Sinstorfer Kirche / trotzdem sie von Bombentrichtern und Granateinschlägen umgeben war / bis auf eine zerbrochene Fensterscheibe und etwas Dachschaden gut überstanden. - Neben der Kirche steht der hölzerne Glockenturm. Er trug zwei Glocken von 1773 und 1869. Eine der beiden Glocken wurde im letzten Kriege eingeschmolzen. Die alte Glocke ist / wie ihre Inschrift besagt / eigentlich viel älter. Ihre Inschrift lautet: "Nach Verlauf von 299 Jahren hat die Pfarrgemeinde zu Sinstorf aus eigenen Mitteln die vorhin Maria genannte Glocke unter Beistimmung des Herrn Amtmanns Johann Georg Brandes als Kirchenkommissar der harburgischen Inspektion und durch Fürsorge ihres Herrn Predigers Ehren Gustav Christoph Birkenbauer und derzeitigen Juraten Johann Nikolaus Rence in Marienstorff und Hein Meyer in Sinstorf am 2. Juni 1743 durch Johann Nikolaus Bieber in Hamburg umgießen lassen.” - Der Friedhof / der die Kirche umgibt / wird für Beerdigungen nicht mehr gebraucht. Nur alte / halbzerfallene Grabsteine deuten darauf hin / daß ein Mitglied der Pfarre Sinstorf 100 und mehr Jahre hier ruht.

Die Kirche Sinstorf hat ungefähr ein Alter von 1100 Jahren. Der Gründer der Kirche soll der Bischof Ansgar gewesen sein. Er versuchte die Heiden zum Christentum zu bekehren und ließ in Sinstorf und Ramelsloh je eine Kirche aus Holz errichten. Der jetzt noch erhaltene / älteste / Teil der Sinstorfer Kirche stammt aus dem 1100 Jahrhundert. 1907 wurde eine gründliche Erneuerung der Kirche vorgenommen. Beim Ausschachten für den Neubau einer Vorhalle im Westen der Kirche stieß man auf die Grundmauern eines Rundturmes aus großen Felsblöcken. Danach muß die Kirche einen steinernen Turm gehabt haben. Sie ist wahrscheinlich eine Wehrkirche gewesen. Jetzt steht ein hölzerner Glockenturm neben der Kirche. - Th. Benecke schreibt 1924 folgendes über die Kirche in Sinstorf: "Die Kirche hat im Lichten eine Länge von 29,91 Meter und eine Breite von 8,76 Meter und ist bis zum Giebelaufsatz zumeist aus rohen / im Felde gefundenen Steinen erbaut. Am Westende ragen zwei etwa zwei Meter breite Bruchstücke aus dem gleichen Baumaterial hervor / die wahrscheinlich einem runden Turm angehört haben / da zwischen ihnen das Gemäuer ausgerundet ist. Unten sieht man an dieser Seite einen vermauerten Eingang mit Backsteinbogen / weiter hinauf / übereinander / zwei Fenster in unförmlichen Vertiefungen. In dem aus großen Backsteinen ausgeführten Giebeldreieck der Ostseite zeigen sich fünf gotische Blenden. Ein Fenster an dieser Seite ist an der Laibung mit Granit eingefaßt / jedoch mit Backsteinen spitzbogenartig überwölbt. An der Südseite sind viele Teile in späterer Zeit aus Backsteinen erneuert und daselbst große Rundbogenfenster und Strebepfeiler angebracht. Die Nordseite hat in ihrer westlichen Hälfte völlig das alte Feldsteingemäuer bewahrt. Unten erkennt man daran zwei große Halbkreisbogen / als gehörten sie einer früheren Arkadenstellung an. Oben sieht man kleine Rundbogenfenster / die die alte runde Fensterform der ursprünglich wohl romanischen Bauart veranschaulichen. Zwei größere Rundbogenfenster an der östlichen Hälfte dieser Seite sind mit Backsteinen eingefaßt und überwölbt. Die Kirche wird im Osten durch ein später aufgesetztes / dachreiterartiges Türmchen geziert."

Ãœber das Innere der Sinstorfer Kirche schreibt Th. Benecke: "Den Altar ziert ein auf Holz gemaltes Bild aus dem Jahre 1619 mit dem Gekreuzigten und einer Anzahl biblischer Personen. Wir sehen da u.a. Adam und Eva / Manasse / David / Zachäus / den Schächer am Kreuz und Magdalena. Auf jede derselben führt ein feiner Blutstrahl aus den Wunden Jesu hin. Umrahmt ist das Bild von reichen buntbemalten Holzschnitzereien.” Ein weiteres und wohl das wertvollste Schmuckstück der Kirche ist die Kanzel. Sie stammt / wie eine eingeschnitzte Jahreszahl belegt / aus dem Jahre 1643. Die einzelnen Felder der Außenseite / die Abbildungen der Apostel zeigen / sind mit Holzschnitzereien reich geziert. Eine Aufschrift an der Kanzel meldet darüber: "M. Detleff Schware f.L. Pacht Müller in Harburg hat diese gantze Cantzel und Armen Kasten Gott zu Ehren zieren lassen. Anno 1688." Reiches Schnitzwerk zeigt auch der Baldachin über der Kanzel. An der Nord= und Westseite der Kirche sind Emporen angebracht / die ebenfalls nach dem Innern der Kirche zu mit lauter Bildern geschmückt sind. Die Bilder der West= und Nordseite stellen die Apostel und Propheten dar. - A. M. Matthias Stubbe / Land= und Handelsmann in Moer hat diese 18 Füllungen Gott zu Ehren zieren lassen." Ein dazu gemaltes Wappen zeigt einen abgehauenen Baum (Stubben). Bilder von Hiob und Samuel stiftete der fürstl. braunschw. lüneb. Förster und Vogt zu Emsen / Hans Harm Frommann. An der Südwand sind zwei alte Bilder ehemaliger Pastoren der Kirche.

Ein lebensgroße Christusbild ziert ebenfalls diese Wand. Ein kleines Kunstwerk heimischen Handwerks / reliefartig geschnitzte Holzfiguren / hängt an der Ostseite. Die bunten Glasfenster stammen von der Erneuerung des Gotteshauses und sind sämtlich geschenkt worden. - 1937 fand unter dem jetzigen Pastoren Hagemann eine völlige Erneuerung des Inneren der Kirche statt. - Das Gestühl wurde rot oder weiß gestrichen. Der Altar wurde vereinfacht und bekam einen Tisch aus Backsteinen. Die Sakristei wechselte ihren Platz und rückte von der linken Seite des Altars auf die rechte. Auch eine neue Orgel wurde eingebaut. Die Kirche in ihren neuen hellen Farben macht einen sehr freundlichen Eindruck. - Die alten geschichtlichen Aufzeichnungen und Urkunden der Pfarre sind verbrannt. Zweimal brannte das Pfarrhaus ab / 1677 das erstemal und 1884 das zweitemal. Ganz wenige Aufzeichnungen einiger Pfarrherren sind noch vorhanden. Eine alte Aufzeichnung berichtet aus der Zeit der mittelalterlichen Fehden folgendes: "Anno Die MCCCCXVI [1896] tunt eyn groth Krich upp myt deme Byscoppe von Bremen / Unde der besundern Herrschap vondeme Lande / Alsoworde de Lant vordorben / Unde besundern de Voghedie to Harborch. - Do wart Herr Hinrich von Estorpe / Karckherr to Sinstorpe vif mahle vorbrandt und beröbert. - Also toch he van Sinstorpe tho sine Fründen." - Ferner berichten verschiedene Aufzeichnungen über Schenkungen an die Kirche / z.B.: "Anno Die MCCCXXXVIII [1338]. In Sute Mauricius Daghe hest Herr Dieterick Van Elstorpe geben sinnen Hoff to Varendorpe dem Kurckherrn to Sinstorpe mit aller Rechtigkeyt sunder ienicherleye Denst vor sine und siner Oelderen Memorien to ewygen tyden. Und wenn dar kümpt Michaelis Dag / schal he ghenen dem Karckherrn de Meyger VIII Hympten Rogghen / III Hympten Haveren.

Staatsarchiv zu Hannover Alb. 1678
1. Höfener Johann Meyer hatt einen Schillingshof, dabey Sieben und achtzig groß und kleine Stücke Land überall von Sieben und achtzig Himplen Gogken Einfall. Hat eine Wiese Behm Hause, und einen Blacken etwas davon zwischen seines Bruders Wilhelm Meyers Wiesen belegen, noch einen Blacken in Kösters Kampe genannt, Beh des Kösters Kampe belegen, von vier Fuder Heuwachs überall. Noch hatt der einen Wüsten Hof vorm Dorfe, darin er die Kälber weidet, darin ohnegefehr ein Himpten Rogken mütze gesäet werden. Gibt Jährlich aufs Ampt Achtzehn Himpten Rogken Zinskorn, ein Thlr. Rokenbede (?), einen halben Thlr. vors Hof-Schaaf, zweh Rauchhüner, von seinem Vieh gewöhnlichen Schatz. Dienet wöchentlich zweh Tage mit einem Spann. Tuth Burgfeste Winter- und Sommerfuhren, und dienet einen Tag in der Erndte nach Heimfeld allen anderen gleich.
2. Höfender Wilhelm Meyer ist Pfarr-Hoefener nach Sinstorf gehörig, hatt Acht und Achtzig Stück Land, überall von Achtzig Himpten Rogken Einfall…

Himpten war ein bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gebräuchliches Hohlraummaß für Getreide. Er entsprach meist einem halben Scheffel, also ca. 30 Liter.
Mitunter wurde er auch als Flächenmaß für Ackerflächen genutzt, hierbei war ein Himpten Acker diejenige Fläche, die mit einem Himpten Getreide besät werden konnte.

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